Mittwoch, 30. Januar 2008

Die ersten Tage in der Schweiz

Schweiz - ein Land voller Berge, wo die Leute komisch sprechen, den ganzen Tag Käse und Schokolade futtern und sich wenn ihnen langweilig ist, auf ein oder zwei Brettern den Berg hinunterstürzen. Sonst machen sie nicht viel, schließlich halten sie sich aus jedem Ärger raus und so wahnsinnig schnell sind sie ja auch nicht.
Soviel zu den Vorurteilen. Mal gucken, was ich in den ersten Tagen (mittlerweile sind's ja schon zwei Wochen) hier so mitbekommen hab.
Berge: sind hier im norden der Schweiz zum Glück nicht so wahnsinnig hoch. Das Dorf, wo ich bin liegt auf etwa 400 m. Aber Ausblick ohne Berg gibt's hier wirklich gar nicht... (Okay, gelogen, wenn ich im Büro ausm Fenster guck, seh ich nur andere Gebäude, aber gleich dahinter wären eh wieder Berge)
Schokolade: gibt's hier echt im Übermaß, regalweise geradezu. Aber ziemlich konservativ, vor allem Vollmilch und gemäßigtes Zartbitter (also max. 70%) und dazu natürlich Toblerone allerorten - ganz neu ist mir erst so'ne Art Trauben-Nuß-Toblerone ins Auge gefallen. So ganz kann ich den Hype um Schweizer Schoki allerdings nicht nachvollziehen, denn gute Schokolade bekommt man in Deutschland ungefähr zum gleichen Preis.
Käse: Was bei uns Edamer und Gouda, sind hier Gruyére, Emmentaler und Appenzeller - die reinste Standardware. Soll mich aber nicht stören, Gruyére ist so gut wie immer im Angebot und das reicht mir ja vollkommen hin. Ein Käsefondue hab ich noch nicht gegessen, aber auch das wird kommen.
Die Sprache: Allerdings so'n Kapitel für sich. So richtig Deutsch können sie nicht, die Schweizer und auch beim Englisch hapert's ein wenig. Andere Sprachen versteh ich selbst nicht gut genug, um das beurteilen zu können. Allein schon die Zahlen: nü, üün, zwü, drü, füür, foif, sechs (mit Betonung auf dem ch), sübi, acht (wieder das ch), nün... und so gut wie jedes u im Englischen wird als ö gesprochen: "Fire fighting pömp" - aber gut, man kriegt wenigstens meistens mit, was sie wollen und sie geben sich ja auch Mühe, verständlich zu sprechen. Ich frag mich aber immer noch, was passiert, wenn ich mal ne Runde Platt schnacke. Vielleicht verstehen die das sogar...
Geschwindigkeit: An sich sollen die Schweizer ja langsam sein und das spiegelt sich auf der Straße auch wieder: Auf der Autobahn max. 120 km/h, außerorts 80 Bei der Arbeit hingegen sind sie's, wie ich ja im vorherigen Beitrag schon geschrieben hab.
Überhaupt Straßenverkehr: Busfahren ist hier attraktiv, weil recht günstig, der Bus hält auch ungefähr alle 300 m, Parkplätze gibt's ja eh nicht und durch die Busspuren ist man damit auch schneller als mitm Auto. Aber wenn man doch mal Auto fährt, heißt's aufpassen - wehe man ist zu schnell: 5 drüber geht ja noch ohne, aber bei den nächsten 5 sind's 40 Franken und danach schon 150. Da will man auch gar nicht mehr schnell sein. Bei Gelb über die Ampel oder gar bei rot - was ich hier beides schon geschafft hab, aber hoffentlich, ohne daß noch ein Brief kommt - ist so'n Wagnis: Gelb gibt 150 Franken Strafe, Rot gänzlich 250 und einen Monat Fahrverbot. Und das sind die Strafen für Ersttäter...
Was gab's sonst noch? Kulinarische Erfahrungen der ersten zwei Wochen:
  • Bier können die Schweizer nciht, hier gibt's fast nur wäßriges Lager, Pils heißt Spezialbier, ist aber dadurch nicht unbedingt besser (ich trinke selbst importiertes aus BaWü...)
  • Bio ist hier so ziemlich alles, was man kaufen kann - vielleicht auch ein Grund, warum das mehr kostet als in Deutschland...
  • Brot können sie, aber Körnerbrot scheint hier so beliebt nicht zu sein, da ist die Auswahl nicht so groß. Aber es geht...
  • In der Kantine bekommt man so einiges, was man selbst im Restaurant nicht überall bekommt. Außergewöhnliches der letzten Tage: letzten Freitag Känguruh, Montag Schwertfisch, gestern Fohlenhüftsteak - überhaupt gibt's hier oft Pferd und das ist sogar günstiger als Rindfleisch... Alles sehr lecker, auch wenn Schwertfisch wirklich sehr fest ist und ein wenig faserig, aber auf jeden Fall ne Erfahrung. und solche Menüs gibt's für unter 10 Euro. Muß man auch erstmal schaffen
Joa, das war's dann erstmal. Fotos gibt's, sobald ich mal am Wochenende nicht damit beschäftigt bin, einkaufen zu fahren oder mir Zürich anzugucken (Gruß an Azadeh) oder einfach nur auszuschlafen, bis es fast wieder dunkel wird...

Bis zum nächsten mal

Ein Neuanfang

Einige Zeit ist seit dem letzten Post vergangen und einiges hat sich auch getan. Nachdem nun ein wenig Ruhe eingekehrt ist, also mal wieder eine Rückmeldung.
Was hat der Dezember noch so gebracht? Eine Wohnungsauflösung, die schön unspektakulär von statten ging. Danach ein paar Tage Asyl in einer supernetten WG, die aus diesem Grund auch nochmals beehrt wurde - und hoffentlich bald wieder wird? Mal schauen. Weihnachten mit den Eltern und Silvester mit lauter Freunden. Selten hatte ich soviel Spaß am letzten Tag des Jahres, dafür danke an alle und by the way: Steffen, ich warte auf Bilder! ;) Die nächsten Tage blieb ich der Einfachheit halber in der WG und hab dann am 6.1. meinen Abschied gefeiert. Leider sind nicht alle meiner Einladung gefolgt, aber ich hab mich trotzdem über jeden Einzelnen tierisch gefreut - und besonders über die Abschiedsgeschenke. Freunde sind echt was tolles :D
Tja, dann ging's nach Hause und da wollte ich eigentlich noch ein paar ruhige Wochen bei meinen Eltern verbringen und meine Blaulichtauto-Bilder in Ruhe hochladen, nachdem die Seite wieder online ist. Aber wie so oft im Leben hält sich eben jenes nicht an die eigenen Pläne. und so bekam ich am Geburtstag meines Vaters dann ein tolles Geschenk: Arbeitsbeginn am 15.1. und nicht wie geplant am 1.2.. Ein Glück, daß die Firma eine Wohnungsvermittlung mit privaten Kontakten an der Hand hat, sonst hätte ich ziemlich doof dagestanden - will sagen: noch mehr als so schon... Aber wer täte das nciht, wenn zwischen Nachricht und Arbeitsantritt nur 6 Tage liegen und auch noch gute 900 km bewältigt werden müssen?
Also fix Sachen zusammengeräumt - die waren zwar noch vom Umzug eingepackt, aber natürlich nicht so, wie man sie nun brauchen könnte. Zumal mein S40 ja nunmal alles andere ist als ein T5... Irgendwie paßte aber alles wichtige rein und so ging's mit Zwischenstopp in MD (dreimal dürft ihr raten, wo ich da wieder war) über die A14, A9, A6, A8, A81 und ein paar Bundesstraßen nach Koblenz. Nicht das in Rheinland-Palatinien, sondern von Waldshut gesehen auf der anderen Seite des Rheins.
Noch knapp ne Viertelstunde und schon hatte ich mein vorläufiges Ziel erreicht: Untersiggenthal im Kanton Aargau, von wo ich jetzt auch diese Zeilen schreibe. Herzlich aufgenommen worden, von einer Dame, die auch "normales" Deutsch spricht in einem Zimmer mit fast allem Luxus, das Wasserbett soll als Beispiel reichen.
Und was die nächsten Tage so passierte, davon später mehr...